„Wir haben unsere Nische in Volleyball-Niederbayern gefunden“

Er ist ein echter Meister-Macher. Zweimal hat Andreas Urmann NawaRo Straubing zur Meisterschaft in der 2. Volleyball-Bundesliga geführt (2014 und 2015). Kürzlich hat er auch mit dem TV Dingolfing die zweite Zweitliga-Meisterschaft in Folge gefeiert. Im Interview spricht der Volleyball-Trainer über die abgelaufene Saison, den Schritt des TVD in die 2. Bundesliga Pro und die Vorfreude auf die Derbys gegen Straubing.

Herr Urmann, Sie haben mit dem TV Dingolfing die zweite Meisterschaft in der 2. Volleyball-Bundesliga in Folge gefeiert. Was macht das mit Ihnen?

Es war wieder eine lange Saison mit einem langen Endspurt, bis wir am Ende feiern konnten. Es fühlt sich natürlich gut an, wir haben den Titel auch verdient gewonnen. Das bestätigt am Ende die Arbeit, die der gesamte Verein und die Mannschaft in der Saison geleistet haben.

Wurde denn ordentlich gefeiert?

(lacht) Leider haben wir die Meisterschaft an einem Sonntag perfekt gemacht. Deshalb wurde nur kurz, aber intensiv gefeiert. Ein Teil der Mannschaft hat sogar in der Halle geschlafen und ist von dort aus am nächsten Tag zur Uni oder in die Arbeit. Nach unserem letzten Spiel auswärts in Grimma haben wir dann aber in Leipzig Halt gemacht und haben dort gebührend gefeiert.

Was war ausschlaggebend für den erneuten Titel?

Wir waren konstant. Von 24 Spielen haben wir letztlich 21 gewonnen. Am Ende waren wir die Mannschaft, die am häufigsten ihre Leistung aufs Feld gebracht hat. Dass wir am Ende mit elf Punkten Vorsprung Meister geworden sind, ist schon eine Hausnummer.

Wie haben Sie eine Mannschaft geformt, die so konstant unterwegs war?

Wir hatten vor der Saison einen gewaltigen Umbruch, insgesamt sieben Mädels haben uns aus verschiedenen Gründen verlassen. Die Neuzugänge kamen primär aus niedrigeren Ligen, drei beispielsweise aus Regenstauf, also der vierten Liga. Diese konnten schnell integriert werden und als wir krankheitsbedingt eine schwierige Phase hatten, sind sie in die Bresche gesprungen. Es hat insgesamt auf vielen Ebenen gepasst und die Mädels haben sich auch untereinander gut verstanden.

Zweimal Meister mit Straubing, zweimal Meister mit Dingolfing. Was ist Ihr Geheimnis?

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein (lacht). Nein, Scherz beiseite. Die Konstellation in Dingolfing ist eine andere als in Straubing. In Straubing haben wir mit Halbprofis gearbeitet und wollten auch in die erste Liga hoch, während wir in Dingolfing eine Truppe komplett aus Amateuren haben. Die Mädels hier sind Lehrerinnen, Ärztinnen, Studentinnen, haben andere Prioritäten. Aber wir haben es in Dingolfing geschafft, eine Nische zu finden, wo die Mädels den Spagat zwischen Berufsleben und Volleyball auf hohem Niveau gut hinbekommen können. Wir haben letztlich die richtigen Spielerinnen gefunden und haben offenbar auch den richtigen Ton getrofen, dass die Mädels sich wohlfühlen und ihre Leistung abrufen.

Sie sprechen die unterschiedlichen Bedingungen an. Was ist noch anders in Dingolfing?

Es sind einfach unterschiedliche Herausforderungen. Wenn man von Anfang an in der Rolle steckt, dass man Meister werden muss, dann ist das mit viel Druck verbunden. Dadurch gehen Lockerheit und Spaß auch mal verloren. In Dingolfing haben wir keinen Ergebnisdruck. Wir wollen erfolgreich sein, klar. Aber wir wollen in erster Linie Spaß am Volleyball haben. Das Umfeld hier ist klein und familiär. Unter dem Strich hat mich jede Meisterschaft als Trainer weitergebracht und ich bin auf jede davon sehr stolz.

Ist mit der Zweitliga-Meisterschaft das Limit am Volleyball-Standort Dingolfing erreicht?

Stand heute sind wir nicht so weit, weitergehen zu können. Es gibt keine Spielbetriebs GmbH, alles wird ehrenamtlich gemacht – hier ist besonders unser Abteilungsleiter Hans Böhm und Vorstand Toni Kiebler hervorzuheben. Dennoch ist der Wille da, den Standort weiterzuentwickeln. Das sieht man beispielsweise auch daran, dass wir ab der neuen Saison in der neuen 2. Bundesliga Pro an den Start gehen werden. Man muss auch sehen, dass wir mit den Roten Raben Vilsbiburg in der Nähe bereits einen Erstligisten haben, dazu kommt mit NawaRo Straubing ein weiterer Teilnehmer der 2. Liga Pro und mit der zweiten Raben-Mannschaft ein Team in der 2. Volleyball-Bundesliga Süd. Ich denke, das Angebot passt so, Volleyball in Niederbayern bietet für alle Ansprüche etwas an. Hier haben wir als TVD unsere Nische gefunden.

Warum geht der Verein nun den Schritt in die neu geschaffene 2. Bundesliga pro?

Wir suchen nach einer neuen sportlichen Herausforderung. Ich bin froh, dass die Mannschaft dieses Abenteuer mitgeht. Es werden sicherlich in der Breite mehr Spiele auf höherem Niveau sein, weil aus dem Norden und mit den beiden Absteigern Erfurt und Straubing ambitionierte Vereine dazukommen, die wir in der bisherigen 2. Bundesliga Süd nicht hatten. Ich denke, es werden engere Spiele, in denen wir gut mithalten und ein unangenehmer Gegner sein wollen.

Wird das Aufeinandertreffen mit Straubing speziell für Sie?

Ich freue mich darauf. In erster Linie ist es für uns cool, ein Derby zu haben. Dazu haben wir auch einige Spielerinnen mit Straubinger Vergangenheit im Team. Ich persönlich freue mich darüber, dass es in Straubing nach der Insolvenz weitergeht, denn Volleyball gehört nach Straubing.

Und wie sieht es mit der Kaderplanung aus? Kürzlich wurde die Verlängerung mit Kapitänin Mira Schrömer offiziell.

Das war natürlich wichtig für uns. Darüber hinaus sind wir schon weit in den Planungen. Drei Viertel der Mannschaft haben zugesagt, da geht es nur noch darum, alles zu finalisieren. Unser Ziel ist ein 14er-Kader, dafür sind wir auch noch mit potenziellen Neuzugängen im Gespräch. Der Stamm der Mannschaft bleibt zusammen und wir werden nicht wieder einen so starken Umbruch haben wie im vergangenen Jahr.

Interview: Fabian Roßmann (Sportredaktion Straubinger Tagblatt)